Die folgenden Tipps stammen von Profis und sind Gold wert. Lerne aus den Erfahrungen von professionellen Bergführern und erweitere dadurch Dein Wissen über Ausrüstung, Menschen und Fähigkeiten.
1. Sei stets bereit für neue Touren
Du solltest immer alles Notwendige bereithalten, damit Du schnell loslegen kannst, wenn Dich die Abenteuerlust packt. Kommst Du von einer Tour zurück, packe nicht alles aus! Lasse die wichtigsten Utensilien im Rucksack wie Schlafsack, Notfall-Apotheke, Taschenlampe, Feuerzeug u.ä.. Außerdem sollte die Ausrüstung für verschiedene Sportarten immer griffbereit sein. In einer Ecke Deines Zuhauses oder in einer großen Kiste werden somit Gegenstände wie Paddel, Kletterausrüstung, Schuhe und anderes gelagert.
2. Platzsparend packen
Damit die komplette Ausrüstung in den Rucksack passt, solltest Du platzsparend packen. Matt Schonwald gibt den Tipp, den Schlafsack einzurollen und ihn mit einer ultraleichten Schlafmatte einzuwickeln. Dies wird in einen Kompressionssack gelegt. Dadurch wird viel Platz gespart.
3. Lerne mit Deiner Ausrüstung umzugehen
Du kaufst Dir beispielsweise neue Steigeisen und nimmst sie mit auf eine Tour, ohne sie vorher ausprobiert zu haben. Das ist dumm – sorry. Bevor Du neue Ausrüstungsgegenstände mitnimmst, solltest Du Sie in- und auswendig kennenlernen. Experimentiere damit herum, lerne durch Youtube-Videos und nehme sie erst mit, wenn Du gelernt hast, damit umzugehen.
4. Trainiere Deine Ausdauer
Dein Körper muss in guter Form sein, damit Deine Ausdauerfähigkeit optimal ist. Dafür solltest Du ein Krafttraining durchführen. Das Training sollte einige Übungen beinhalten, die wiederholt durchgeführt werden. Dazu werden leichte Gewichte von maximal 6 Kilogramm verwendet, wobei Anfänger noch keine Gewichte nutzen sollten. Du steigerst die Effektivität des Workouts, wenn Du es mit einer langen Wanderung oder Joggen kombinierst. Dafür solltest Du entweder einmal pro Woche eine 4 bis 11 km lange Wanderung unternehmen oder drei Mal wöchentlich joggen.
5. Gewöhne Dich langsam an die Höhenluft
Die sogenannte Höhenkrankheit kann eingedämmt werden, indem Du Dich langsam an die Höhenluft gewöhnst. Akklimatisiere Dich, indem Du beim Anstieg mit dem Gehtempo der langsamsten Personen der Gruppe Schritt hältst. Indem Du langsamer gehst, gibst Du Deinem Körper die Möglichkeit, sich an die dünnere Luft zu gewöhnen.
6. Weniger Trinkwasser tragen – ein einfacher Trick
Führen Strecken über Schneefelder, kann an warmen Tagen ein ganz einfacher Trick angewendet werden: Jedes Mal, wenn Du einen Schluck getrunken hast, füllst Du die Flasche mit Schnee auf. Nehme dazu nicht den Oberflächen-Schnee, denn sein Feuchtigkeitsgehalt ist eher niedrig. Grabe ein bisschen unter die Oberfläche und nutze den Schnee mit einem höheren Flüssigkeitsgehalt.
7. Mehr Flüssigkeit durch Suppe
Der Körper braucht genügend Flüssigkeit und mit einem simplen Trick kannst Du dafür sorgen, dass er eine extra Ration erhält: Gebe zu Deiner Mahlzeit aus gefriergetrockneten Lebensmitteln eine halbe Tasse Wasser mehr als nötig. Somit bereitest Du eine Suppe vor, durch die Du mehr Flüssigkeit aufnimmst. Außerdem sind Mahlzeiten mit mehr Flüssigkeit besser für den Magen: Das Essen kann leichter verdaut werden.
8. Mehr Wärme am Lagerfeuer
Die Wärme am Lagerfeuer kann auf einfache Weise intensiviert werden: Spanne eine Rettungsdecke (die sowieso zu Deiner Ausrüstung gehören sollte) hinter das Feuer auf. Die Wärme wird reflektiert und somit wird der Wärmeffekt erhöht.
9. Umgang mit Mücken und Co.
Mückenstiche lassen sich kaum verhindern. Es kann mit einem natürlichen Insektenspray vorgebeugt werden und unter extremen Bedingungen ist ein Kopfnetz hilfreich. Wichtig ist zu wissen, dass der Körper weniger Histamin produziert, wenn er bereits mit einigen Bissen fertig werden musste. Der Körper erkennt dann die Reizmittel und die Histaminreaktionen verringern sich.
10. Bei warmem Wetter: Tarp statt Zelt
Im Zelt zu schlafen ist bei warmem Wetter eher eine Qual statt Erholung. Wenn Du nicht gerade in einer Gegend bist, in der Skorpione leben, kannst Du im Handumdrehen aus einer Plane ein offenes Zelt bauen:
Nehme eine Plane mit den Maßen 2,50 bis 3 Meter. Nun suche einen geschützten Platz, wo Du Deine Unterkunft errichten kannst. Der Platz sollte zwar geschützt, aber dennoch möglichst luftig sein. Bestenfalls befinden sich dort Bäume in passenden Abständen. Ansonsten kannst Du Deine Trekkingstöcke verwenden. Ziehe nun eine Schnur auf einer Höhe von 1,20 Meter und lege die Plane darüber. Jetzt spannst Du die Plane ab, sodass eine Rückwand und ein Dach entstehen. Damit Taunässe oder Regen ablaufen und nicht ins Tarp fließen kann, solltest Du eine Rinne in den Boden graben.
Es gibt noch weitere Tarp-Varianten, beispielsweise mit Spitzdach. Vor der Tour solltest Du Dich über den Aufbau von Tarps informieren und Zuhause einmal alle Möglichkeiten ausprobieren.
11. Baue Dein Zelt windsicher auf
Bei starkem Wind sollte das Zelt so aufgebaut werden, dass es dem Sturm standhalten kann. Dazu wird die kleinste Seite des Zeltes dem Wind zugewandt.
12. Sorge für einen warmen Schlaf
Es ist wichtig, dass Dein Körper im Schlaf warm gehalten wird. Deshalb solltest Du Dein Nachtlager nicht in Schluchten, Senken, einem Flusstal oder auf ähnlich kalten Plätzen aufschlagen.
Vor dem Zubettgehen empfiehlt es sich, ein heißes Getränk zu trinken.
Für besonders kalte Nächte ist es ratsam, Schlafsocken und eine Wärmflasche einzupacken. Hilfreich sind ein paar Sit-ups, die vor dem Schlafengehen durchgeführt werden. Dadurch erwärmt der Körper sich.
Und noch ein Tipp: Der Körper verschwendet viel Energie, wenn er Urin warmhalten muss. Leere deshalb vor dem Zubettgehen Deine Blase.
13. Wärme Deine kalten Extremitäten auf
Sind Deine Arme und Beine kalt, dann wärme sie schnellstmöglich auf: Führe kreisende Bewegungen mit den Armen aus und pendle mit Deinen Füßen hin und her.
14. So wird Dein Trinkwasser nicht einfrieren
Befülle abends den größten Topf, den Du hast, zu drei Viertel mit Wasser. Schließe den Topf mit dem Deckel und grabe ein Loch in den Schnee. Dort stellst Du den Topf hinein und packst Schnee um ihn herum. Das Wasser wird am nächsten Morgen noch flüssig sein.
15. Werde zum Kamel
Bei Wasserknappheit sollte nachts getrunken werden. Somit haben die Zellen mehr Zeit, dass Wasser aufzunehmen, denn tagsüber schwitzt Du die aufgenommene Flüssigkeit schnell wieder aus. Mit dieser kamelartigen Vorgehensweise wird Dein Körper widerstandsfähiger und kommt mit weniger Trinkwasser am Tage aus.
16. Im Notfall: Sparsamer Umgang mit Handys
Damit im Notfall immer ein Handy zur Verfügung steht, sollte sparsam mit den Akkus umgegangen werden. Es wird also stets nur ein Handy benutzt und alle anderen bleiben ausgeschaltet. Ist der Akku dieses Handys leer, wird das nächste Telefon verwendet.
17. Sonnenschutz – aber richtig
Viele Wanderer und Kletterer machen einen Fehler und schützen weder Kinn, noch Ohren und Nasenlöcher vor der Sonne. Die UV-Strahlen werden von Schnee und Wasser reflektiert. Wurden die genannten Körperstellen nicht mit Sonnencreme behandelt, wird man dort einen Sonnenbrand bekommen.
18. Überprüfe Deine Überzeugungen
Die Kraft der Gedanken sollte nicht unterschätzt werden. Ob Du etwas schaffen kannst oder nicht, hängt auch von Deinen inneren Überzeugungen ab. Dazu eine Geschichte, die Rob Coppolillo erlebt hat:
Er ging mit einem jungen Mann zum Klettern in eine Kletterhalle. Dieser junge Mann hatte im Irak einen Arm verloren und wollte nun in die Leichtathletik zurückkehren. Als er auf die Kletterwand schaute sagte er: „Das kann ich nicht schaffen!“ Er war davon überzeugt, dass man zum Klettern unbedingt zwei Arme benötigt.
Rob Coppolillo half dem jungen Mann, sein Selbstvertrauen aufzubauen. Er erklärte ihm: „Du brauchst lediglich zehn Minuten, um deinen Kopf von deinen Erwartungen zu befreien und mit neuen Überzeugungen zu füllen“.
Das Ziel wurde zunächst in kleine Etappenziele unterteilt und für jede Etappe wurde ein Aktionsplan entwickelt. Der junge Mann begann mit dem ersten kleinen Ziel und führte erste Schritte an der Kletterwand durch. Er bekam neuen Elan als er merkte, dass er es schaffen konnte und realisierte, dass auch mit nur einem Arm Klettern möglich ist.
19. Biete Deinem Partner mentale Hilfe an
Manchmal sind zwar die Bedingungen in den Bergen gut, aber Du merkst, dass Dein Partner Schwierigkeiten hat. Seine Probleme haben meistens nichts mit den äußeren Gegebenheiten zu tun, sondern sie sind oftmals mentalen Ursprungs. Ängstliche oder zweifelnde Gedanken lassen das Nervenkostüm schwächer werden und auch die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt ab.
Jetzt ist es wichtig, dass Du deinen Partner zum Reden bringst. Bringe ihn dazu, dass er sich öffnet und über die Dinge spricht, die ihn belasten.
Sollte der Grund für seine Schwierigkeiten tatsächlich in seinen Überzeugungen und Gedanken liegen, spreche ihm Mut zu und baue ihn auf. Sage ihm: Du schaffst das. Ich glaube an Dich!
Diese einfachen Worte wirken meistens Wunder und geben dem anderen wieder neue Kraft und neuen Mut.
20. Warum machst Du diese Tour?
Egal, ob Du wanderst oder kletterst – Du solltest wissen, warum Du diese Tour machst. Was ist Deine Motivation? Welches Ziel verfolgst Du?
Um zu verdeutlichen, weshalb es wichtig ist, seine eigene Motivation zu kennen, hilft eine Geschichte, die der Bergführer David DiCerbo erlebt hat.
Er hatte bereits sehr viele, fast unzählige Menschen auf Bergwanderungen geführt, als er eines Tages zwei Frauen führte, die etwa Ende 50 waren. Die Tour ging zum Gipfel eines rund 3700 Meter hohen Berges. Wie die beiden Frauen erzählten, hatten sie vorher noch nie eine solche Wanderung unternommen.
Als sie den Gipfel erreicht hatten, umarmten die Frauen sich und waren sichtbar emotional von diesem Moment bewegt und zwar mehr, als David DiCerbo es in seiner neunjährigen Laufbahn als Bergführer jemals erlebt hatte.
Neugierig fragte er nach, warum sie solch intensive Gefühle spürten. Die Frauen sagten, dass beide von ihren Ärzten die Diagnose bekamen, dass sie an Diabetes erkranken werden. An dem Tag beschlossen die zwei Frauen, ihren Lebensstil zu ändern. Sie setzten sich ein Ziel: Sie wollten einen Berg besteigen – jeden Berg. In den darauffolgenden zwei Jahren arbeiteten sie motiviert auf diese Vision hin und verloren rund 80 Kilogramm an Körpergewicht.
Während dieser Bergtour empfanden sie etwas, das jeder erfolgreiche Abenteurer ebenso empfindet: Demut. Sie hatten also nicht das Gefühl, der Berg schulde ihnen etwas, sondern sie haben die Tour unternommen, weil sie sich selbst ein Versprechen gegeben hatten. Sie wussten, warum sie dort am Gipfel waren und das ließ sie demütig werden.
21. Lass Dich nicht verrückt machen
Manchmal passiert es, dass jemand aus der Gruppe förmlich verrücktspielt und dabei ist, sich selbst zu gefährden. Als Guide – aber auch als Gruppenmitglied – stellt man sich dann die Frage, was man tun kann. Der Rat von Mark Allen lautet: Lass Dich nicht verrückt machen und siehe lediglich zu, dass diese Person keinen anderen gefährdet. Es ist Deine Pflicht, diesen Menschen anzusprechen und zu versuchen, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Aber: Folge ihm nicht in die Gefahr! Jeder Mensch hat sein Leben in den eigenen Händen.
Mark Allen erlebte folgende Geschichte:
Dieser Guide führt oft Menschen zum Gipfel des Mount Vinson – dem höchsten Punkt der Antarktis. An diesem Ziel angekommen haben die Menschen häufig nur einen Wunsch: Sie wollen nach Hause. Die Leute haben also viel Zeit, Geld und Leben investiert, um eine der exotischsten Reisen der Welt mitzumachen, sind dann am Gipfel angekommen und wollen nur noch nach Hause.
Einmal war ein Mann dabei, der vor lauter Heimweh fast verrückt zu werden schien. Er wurde immer verzweifelter und wollte einfach nur noch heim. Als die Gruppe zu Mittag aß, wollte dieser Mann schon losgehen. Mark Allen sagte ihm, dass er bitte am Rand des Lagers warten solle, sodass er mit der gesamten Gruppe den Branscomb-Gletscher überqueren kann.
Daraufhin nahm der Mann seinen Plastikschlitten, ging aus dem Lager heraus und verschwand aus dem Blickfeld.
Mark Allen funkte mit einem anderen Guide, dessen Gruppe ungefähr eine Stunde voraus war. Er bat ihn, nach dem Mann Ausschau zu halten. Der Guide antwortete rund zwanzig Minuten später: „Ok, ich sehe ihn. Ja, da geht er!“
Mark Allen fragte etwas verdutzt: „Da geht er? Was meinst du damit?“
Der Guide erklärte: „Ich hörte plötzlich im Hintergrund ein lautes „Wahoo!“ und eh ich mich versah, fuhr dein Gruppenmitglied wie auf einer Rodelbahn mit seinem Schlitten an uns vorbei. Er ist einfach den Gletscher hinunter gefahren“.
Dieser Mann hatte sich also selbst in Gefahr gebracht, indem er auf seinem Plastikschlitten durch einen Gletscherspalt raste. Auch er hat sein eigenes Leben in der Hand und ist für sein Leben verantwortlich.
Hätte der Guide sich verrückt machen lassen und hätte er versucht, den Mann mit seinem Schlitten aufzuhalten, wäre er selbst auch in Gefahr gewesen.
22. Lerne richtig zu kommunizieren!
Viele Unfälle könnten mit der richtigen Kommunikationstechnik verhindert werden. Oft wird falsch kommuniziert, sodass es zu Missverständnissen kommt oder die Bedingungen nicht richtig einschätzt werden. Gruppenentscheidungen sowie Dynamiken lassen sich verbessern, indem man rhetorische Sackgassen vermeidet.
Zum Beispiel sollten keine subjektiven Ansichten ausgesprochen werden, denn diese führen zur Spaltung der Gruppe. Trifft man aufgrund dieser subjektiven Meinung eine Entscheidung, wird ein Teil der Gruppe gegen diesen Entschluss sein – weil deren subjektive Ansicht eine andere ist.
Eine Entscheidung lässt sich besser treffen, wenn zuvor die Meinung der Gruppenmitglieder angehört werden. Anstatt zu sagen: „Oh, das sieht sehr gefährlich aus!“, sollte die Gruppe lieber aufgefordert werden, ihre Ansicht auszusprechen: „Was meint ihr? Wie sieht das aus?“
Ein weiteres Beispiel ist die kognitive Verzerrung, sodass die Wahrnehmung der realen Situation sozusagen getrübt sein kann. „Wir haben es immer so gemacht, also machen wir es auch jetzt genau so!“ Bedingungen ändern sich und vor allem in der Natur befindet sich stets alles im Wandel. Mit dieser Aussage und der Überzeugung, man könne immer alles genauso machen, wie man es gewohnt ist, führt man mitunter die Gruppe in eine gefährliche Situation. Zudem könnten die Gruppenmitglieder die Bedingungen tatsächlich realer einschätzen, da sie die Strecke das erste Mal gehen. Bleibt der Guide auf seiner Meinung bestehen, muss er mit Gegenwind rechnen und das würde wiederum das Energieniveau der Gruppe verschlechtern. Auch bei diesem Beispiel ist es optimaler, die Gruppe in Entscheidungen einzubeziehen: „Was sagen uns die Bedingungen?“
Offene Fragen und geschlossene Fragen – auch das sollte jeder Guide lernen. Eine geschlossene Frage lässt dem Gegenüber keine Möglichkeit, seine Meinung zu äußern. „Also, machen wir es so? Ja oder nein?“ – die Gruppe hat nur die Option, mit Ja oder Nein zu antworten. Zudem setzt eine solche Aussage die Gruppenmitglieder unter Druck, denn es schwingt die Notwendigkeit einer dringlichen Entscheidung mit. Die Antwort wird den Gruppenmitgliedern förmlich in den Mund gelegt. Somit fühlen sie sich zu einer Vorgehensweise verpflichtet und zwar unabhängig von den veränderten Umständen.
Eine offene Aussage bietet den Gruppenmitgliedern die Option der freien Meinungsäußerung. Zudem wird damit dem anderen Respekt entgegen gebracht. Muss also ein schwieriges Gelände durchquert werden, sollte der Guide eine offene Frage stellen: „Wie geht es euch jetzt? Wie fühlt ihr euch?“ Die Antworten zeigen dem Guide, ob einige Gruppenmitglieder mit dem Streckenabschnitt überfordert sind. Sollte das der Fall sein, muss sich Zeit für mentalen Aufbau der Person genommen werden. Zudem kann abgesprochen werden, ob zuerst eine kurze Pause eingelegt werden soll. Somit fühlt sich niemand unter Druck gesetzt oder übergangen.
23. Reagieren und anpassen – das kann Menschenleben retten
Es gibt extreme Situationen, die es erfordern, schnell zu reagieren und sich an die veränderten Bedingungen anzupassen.
Dazu ein Beispiel eines Erlebnisses des Guides Dennis Broadwell:
Es war im Jahre 2015, als er sich mit einer Gruppe vom Camp Eins des Mount Everests auf dem Abstieg befand. Dennis Broadwell war mit einem seiner Stammkunden im Zelt, als die Erde anfing zu beben. Der Kunde fragte, was los sei und Broadwell antwortete, dass sie aus dem Zelt gehen sollten, um nachzuschauen.
Broadwell blickte nach vorne auf das Khumbu-Eisfeld, wo im Jahre zuvor 16 Sherpas durch eine Lawine getötet wurden. Sein Stammkunde drehte sich um und schrie, dass eine Pulverwolke auf sie zukäme.
Im Umfeld des Camps befanden sich kleine Moränenhügel. Broadwell rief seinem Stammkunden zu und zeigte auf die Deckungsmöglichkeit. Durch die geschützte Deckung in den Felsen überlebten beide die Schneelawine. Das Lager war zerschlagen, aber es stand noch. Die meisten Menschen, die keinen Schutz hinter Felsen gesucht hatten, sondern in den Zelten geblieben waren, hatten nicht überlebt. Sie wurden von den durch die Lawine durchgebrochenen Zeltstangen erstochen.
Bei solchen Katastrophen hat niemand mehr eine Kontrolle über die Situation. Es gilt: Reagieren und anpassen. Die Guides mussten nun schnelle Entscheidungen treffen und Teams bilden. Alle Gruppenmitglieder, die es in dieser Nacht geschafft haben, konnten letztlich überleben, denn es wurde sofort reagiert und Erste-Hilfe geleistet, statt passiv auf Hilfe zu warten.
Und noch ein Gute-Laune-Tipp
Zum Schluss noch ein lustiger Tipp von David DiCerbo: Sorge für gute Laune am Morgen. Dazu brauchst Du einen Schokoriegel, den Du mit der Hand formst, sodass er wie Tierkot aussieht. Platziere diese Täuschung im Lager oder auf den Pfad und zwar so, dass am nächsten Morgen garantiert jemand aus der Gruppe den vermeintlichen Tierkot findet. Beobachte nun zunächst, wie die Person den Kot betrachtet. Gehe dann hin und biete Deine Hilfe an, denn es ist ja immer wichtig zu wissen, welche Tiere sich nachts im Lager einfinden. Bücke Dich, rieche am Tierkot und dann: Picke mit dem Finger in den Kot und stecke Dir dann den Finger in den Mund. Du wirst in entsetzte Augen schauen – und am besten löst Du dann Dein Geheimnis auf. Schon hast Du für einen guten Tagesbeginn gesorgt und die Tour kann mit guter Laune weitergehen.