Feuer ist das grundlegende Element jedes Überlebenskampfes. In Krisenzeiten, ganz gleich welcher Art diese sein mögen, spielt es eine zentrale Rolle für das Wohlbefinden und die Chance auf Überleben.
Es spendet Wärme, es gibt Licht und es sorgt dafür, dass Lebensmittel genießbar/besser verdaulich werden. Auch für das Abkochen von gesammeltem Wasser ist das Feuer unabdingbar.
Was aber, wenn der gewohnte Luxus eines Feuerzeugs oder Streichhölzer nicht mehr gegeben sind? Nur diejenigen, die ein Feuer entfachen können, ohne dafür Feuerzeuge oder sonstige moderne Hilfsmittel zu benötigen hat eine echte Chance, über einen längeren Zeitraum hinweg überleben zu können.
Anfeuern – die verschiedenen Techniken im kurzen Überblick
Es existieren einige Methoden, um Feuer ohne Feuerzeug/Zündhölzer entfachen zu können. In der nachfolgenden Auflistung kannst du dir einen schnellen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten verschaffen:
- Feuerzeug / Zündhölzer
- Feuerbohrer (Reibungshitze)
- Feuerschaben/-pflügen (Reibungshitze)
- Brennglas (konzentrierte Strahlungshitze)
- Parabolspiegel (konzentrierte Strahlungshitze)
- Feuerstein (Funken schlagen)
- Feuerbogen (Reibungshitze)
- Seilreiben (Reibungshitze)
- Feuerstahl (Funken schlagen)
Diese „rudimentären“ Möglichkeiten hast du, um praktisch überall zu jeder Zeit bei jeder Witterung Feuer zu machen. Die einzelnen Optionen haben teilweise gewisse Einschränkungen, die nachfolgend noch näher beleuchtet werden. Das passende Werkzeug zur Hitzeerzeugung ist nun bekannt – aber ohne entsprechendes Brennmaterial wird dir das beste Werkzeug kein Feuer liefern.
Du brauchst nicht nur Holz oder Kohle, sondern auch den sogenannten „Zunder“, der im Grunde das Transportmittel darstellt, um Funken/Glut in die eigentliche Feuerstelle zu verwandeln. Lass uns einen Blick darauf werfen, welche Arten von Zunder es gibt.
Zunder: natürliche und präparierte Zunderarten
Wie erwähnt ist Zunder ein wesentliches Element, um mit dem Feuer machen erfolgreich sein zu können. Grundsätzlich gilt, dass alles als Zunder geeignet ist, das sich anzünden lässt. In der Praxis ist das aber nicht so einfach, denn vor allem dann, wenn man mit Feuerstahl oder Reibungshitze arbeitet, können brennbare Materialien wie beispielsweise Holzkohle, nicht direkt entzündet werden.
Bezogen auf die Praxistauglichkeit während kritischer Situationen zeigt die nachfolgende Auflistung, unterteilt in natürliche und präparierte Materialien, die verwendbaren Arten von Zunder:
Natürlicher Zunder
- Gras
- Heu und Stroh
- Zunderschwamm
- Laub
- Feathersticks bzw. feine Holzspäne
- Birkenrinde
- Kienspan
Präparierter Zunder
- Watte (Pads, Tampons etc.)
- Grillanzünder (wachsgetränkte Holzfasern!)
Feuer entfachen mit Reibungshitze – die verschiedenen Techniken kurz vorgestellt
Wie in der ersten Auflistung zu sehen ist, gibt es mehrere Arten, wie mit Reibungshitze ein Feuer gemacht werden kann. Alle Methoden, die mit Reibungshitze arbeiten, funktionieren nach dem gleichen physikalischen Prinzip, sind in ihrer Ausführung aber unterschiedlich.
Das Feuerbohren – ein Klassiker aus der Jungsteinzeit
Feuerbohren ist eine sehr effektive Methode, um ein Feuer zu entfachen. Mit einem Stock wird in einem präparierten Brett so viel Reibung erzeugt, dass sich eine sehr heiße Kohle bildet, die mit etwas Luftzufuhr zum Glimmen gebracht werden kann.
Dazu wird der Stock hochkant in eine Vertiefung des Bretts gestellt, zwischen beide Hände genommen und möglichst schnell zwischen den Handflächen hin und her gedreht. Eine schweißtreibende, aber effektive Methode.
Randinformation: Anders als häufig angenommen gehört das Feuerbohren nicht zu den ältesten Methoden des Menschen, um Feuer zu machen. Tatsächlich ist es so, dass das Feuerbohren erst relativ spät in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit zum Einsatz kam.
Feuerschaben /-pflügen – technisch einfacher als das Feuerbohren
Das sogenannte Feuerschaben bzw. Feuerpflügen basiert auf dem gleichen physikalischen Prinzip wie das Feuerbohren – es wird Hitze erzeugt, in dem zwei Hölzer mit Druck aneinander gerieben werden.
Anders als beim Feuerbohren wird beim Feuerschaben aber weniger filigrane Kunst benötigt, da kein Stab zwischen den Händen hin und her gedreht werden muss. Der Vorgang ist wesentlich simpler: in ein breites Stück Holz wird eine mehrere cm lange Furche geschnitzt, in die ein im Durchmesser kleinerer Stock hineinpassen muss.
Der Stock wird nun mit der spitzigen Seite in die ausgehöhlte Furche gesteckt und dann entlang der Furche mit Druck hin und her gerieben. Dabei entsteht ziemlich zügig jede Menge Wärme, die das Holz zu verkohlen beginnt. Nach einer gewissen Zeit liegt genügend verkohlte, sehr heiße Holzmasse in der Furche, um ein Glutnest ausbilden zu können. Durch sachtes Anblasen dieser Kohlemasse wird die Glut erzeugt, mit der das eigentliche Feuer entzündet werden kann.
Tipp: Durch die technisch einfache Umsetzbarkeit ist diese ursprüngliche Methode der Gluterzeugung vor allem für Anfänger gut geeignet. Etwas Übung und Geschick erfordert sie also dennoch.
Seilreiben – optional möglich, allerdings nicht empfehlenswert
Das Seilreiben ist eine sehr exotische, wenn auch funktionale Möglichkeit, genügend Hitze zu erzeugen, um daraus eine ausreichend große Menge heißen Kohlenstaubs zu machen die genügt, um ein Feuer zu entfachen. In der Regel nutzt man dafür ein handliches Stück Hanfseil (Seile aus Kunststofffasern sind für diese Aktion absolut unbrauchbar, da die Fasern schmelzen würden!) mit nicht zu geringem Durchmesser (3cm – 4cm Durchmesser sollte es mindestens haben).
Man benötigt neben dem Seil noch ein größeres Stück trockenes Holz (ein abgestorbener, dicker Ast ist ideal) sowie ein größeres Stück Rinde oder ähnliches, um den heißen Kohlenstaub aufzufangen. Den dicken Ast steckt man so schräg in den Boden, dass das obere Ende an einem Baum, einer Mauer oder ähnlichem angelehnt werden kann. Da man diesen oberen Anlehnpunkt mit dem Fuß fixieren muss, sollte der Ast nicht zu lang gewählt werden.
Mit ein wenig ausprobieren findet man schnell die für sich selbst am besten geeignete Länge heraus. Auf den Boden direkt unter dem Ast legt man das größere Stück Rinde (eine Waschbetonplatte ginge genauso gut), damit der anfallende Kohlenstaub aufgefangen werden kann. Jetzt legt man das Seil um den Ast, fixiert den Ast mit einem Fuß am Anlehnpunkt und fängt an, das Seil so hin und her zu ziehen, dass möglichst viel Reibung am Ast entsteht.
Mit der Zeit entwickelt sich genügend Hitze, um zum gewünschten Ergebnis zu gelangen. Den anfallenden Kohlenstaub führt man zu einem Häufchen zusammen und sorgt mit ein wenig Anblasen für die Glutentwicklung.
Tipp: Je schneller das Seil hin und her gezogen wird, desto besser entwickelt sich die Hitze am Ast. Ebenso wird eine schnellere und bessere Hitzeerzeugung erreicht, wenn das Seil möglichst straff angezogen wird.
Feuer entfachen mit Strahlungshitze – die verschiedenen Techniken kurz vorgestellt
Mit Strahlungshitze kann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, durchaus ein Feuer entzündet werden. Diese Form des Feuermachens ist allerdings eher abstrakt und im tatsächlichen Survivalfall bzw. in Krisensituationen eher untypisch. Dennoch besteht die Möglichkeit, weshalb man diese Techniken zumindest in der Theorie kennen sollte.
Das Brennglas – gebündelte Sonnenenergie zur Hitzeerzeugung nutzen
Das sogenannte „Brennglas“ ist nichts anderes als eine Lupe, mit der das Sonnenlicht gebündelt und am „Brennpunkt“ fokussiert wird. Um mit einer Lupe an ein ansprechendes Glutbett zu gelangen müssen mehrere Bedingungen vorhanden sein, da es sonst nicht funktionieren wird:
Direkte Sonneneinstrahlung
Ohne die direkte Sonneneinstrahlung kann nicht genügend Energie gebündelt werden, um ausreichende Hitze zu erzeugen. Außerdem muss die Sonne genügend Kraft haben – die Wintersonne im Januar beispielsweise genügt nicht. Diese Methode eignet sich also nur für die warmen Sommermonate.
Trockener, leicht entzündbarer Zunder
Ebenso wichtig wie die Stärke der Sonnenstrahlen ist das Verwenden von geeignetem Zunder Material. Wird beispielsweise ein Stück Holz verwendet, das zwar augenscheinlich trocken ist, aber eine zu hohe Restfeuchte beinhaltet, ist es praktisch unmöglich, damit eine Glut zu erzeugen. Am besten eignet sich Zunder aus sehr trockenen, feinen Feathersticks gemischt mit den papierähnlichen Fasern der Rindenbirke.
Wenn die Bedingungen gegeben sind, kann man in einer Notsituation durchaus den Versuch wagen, die mitgeführte Lupe zum Einsatz zu bringen. Die Anwendung der Lupe ist denkbar einfach. Man hält die Lupe so, dass das in die Linse fallende Sonnenlicht in Bodennähe gebündelt wird.
Ideal ist der Fokus, wenn der Lichtkegel direkt auf dem Zundermaterial nur noch als sehr kleiner, extrem heller Punkt zu sehen ist. Genau an diesem Punkt ist die Hitzeerzeugung am größten. Dann heißt es, etwas Geduld aufzubringen, da das Aufheizen des Zunders seine Zeit braucht. Man sollte neben der Geduld auch ein möglichst ruhiges Händchen haben, da das Prinzip nur funktioniert, wenn der Lichtkegel nicht zu sehr hin und her wackelt.
Tipp: Da es sich bei dieser Art des Feuermachens um die Bündelung der Sonnenenergie handelt, wird die erzeugte Hitze größer, wenn der Durchmesser der Linse größer ist. Je größer die Linse ist, desto mehr Sonnenlicht kann eingefangen und gebündelt werden.
Der Parabolspiegel – Hitzeerzeugung durch gebündeltes Licht
Für den Krisenfall ist diese Methode des Feuermachens quasi vollkommen ungeeignet, da ein ausreichend großer Parabolspiegel zu groß und zu schwer ist, um als Notfallausrüstung überhaupt mitgenommen werden zu können. Für den stationären, vorbereiteten Einsatz kann er allerdings genutzt werden – wenn auch mit eher mäßigem Erfolg.
Genau wie bei der Methode mit dem Brennglas wird auch über den Parabolspiegel direkte Sonneneinstrahlung eingefangen und so reflektiert, dass sich die ganze Strahlungsenergie an einem bestimmten Punkt bündelt. Dort wird, entsprechend der Größe des Spiegels und der Stärke der Sonnenstrahlen, sehr viel Hitze erzeugt. Befestigt man an diesem Punkt der Lichtbündelung geeignetes Zundermaterial, lässt sich damit Glut und Feuer erzeugen.
Funkenschlagen – Feuer mittels Zündfunken erzeugen
Die wohl rudimentärste aller Möglichkeiten, ein Feuer zu entfachen, ist das Funkenschlagen. Einstmals durch das harte und schnelle Gegeneinanderschlagen von Feuerstein gelöst, kommt heute vor allem der sogenannte Feuerstahl zum Einsatz, der dank moderner Kenntnisse über die verschiedenen Materialeigenschaften zuverlässig dafür sorgt, auch bei schlechtestem Wetter ein Feuer in Gang zu setzen.
Feuerstahl besteht aus einer Mischung aus verschiedenen Metallen, die sich gegenseitig in ihrer Wirkung ergänzen. Der Hauptbestandteil des Feuerstahls ist Magnesium, da dessen Eigenschaften besonders effektiv und nützlich sind.
Um mit einem Feuerstahl die gewünschten Zündfunken zu erzeugen muss man nicht viel mehr tun als mit der Kante eines Messerrückens am Feuerstahl entlang zu schaben. Dabei löst sich jeweils ein feiner Span, der besonders schnell und heiß zu glühen beginnt. Bedingt durch die enorme Hitze des Spans entzündet sich geeigneter Zunder blitzschnell, was das Feuermachen auch bei widrigen Witterungsbedingungen deutlich vereinfacht.
Praktisch ist, dass es Feuerstähle in unterschiedlichsten Dimensionen zu kaufen gibt. Die kleineren Versionen passen, entsprechend präpariert, an jeden Schlüsselbund und stellen somit kein zusätzliches Gepäckstück dar, das man in seiner Notfallausrüstung mit sich führen muss.